Wie eine Schaf-Herde, neue Baumpflanzungen und autofreie Straßen für saubere Luft sorgen sollen
Die Lieblingsstadt vieler Reisender ist seit jeher Paris. Die besonderen Hausfassaden, eine Vielzahl an historischen Architektur-Glanzlichtern, begrünte Straßenzüge mit viel Flair und große Parks – dieser Lebensraum mit dem bekannten Savoir vivre geht einfach ans Herz.
An die Lungen geht aber auch etwas: und zwar der Feinstaub der Blechkolonnen, die tagtäglich durch die Pariser Cité brausen. Ein Verein setzte im Juli diesen Jahres etwas Wolliges dagegen und ließ eine Schaf-Herde durch die betonierte Stadt traben.
Die Tiere, insgesamt 27 Stück an der Zahl, hatten bereits 140 Kilometer in mehreren Wochen zurückgelegt. Durch 34 Vororte von Paris waren sie gezogen, um ein starkes Zeichen zu setzen.
Der Verein der „Stadt-Hirten“ kümmert sich um die Ausbildung einer „urbanen Landwirtschaft“ und stellte nun klar: Schafe in der Stadt sind kein Ding der Unmöglichkeit!
Der Trend, als Stadt gemeinsam sauberer zu werden, zeichnet sich bereits seit mehreren Jahren in Paris ab. Die Ökologie der französischen Metropole wird zum Politikum, da jederzeit und ständig Grenzwerte überschritten werden. Der Luftverschmutzung muss an den Kragen und das am besten schnell! Selbst ein Gericht verklagte den französischen Staat kürzlich. Grund war das mangelnde Engagement gegen die gefährlichen Feinstaub-Werte.
Doch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo tut bereits einiges. Sie sperrt ganze Straßenzüge für Autos oder plant, das erste bis vierte Arrondissement im Zentrum mittelfristig im Verkehr zu beruhigen. Das Pariser Rathaus setzt sich außerdem dafür ein, dass auf den Dachterrassen der Stadt kleine Oasen entstehen. Die Gärten sorgen ebenso wie die gepflanzten Bäume für bessere Luft. Seitdem Hidalgo Bürgermeisterin seit dem Jahre 2014 ist, wurden nicht nur 20.000 Bäume neu gepflanzt, sondern auch 40 Hektar an zusätzlichen Parks und grünen Bereichen geschaffen. Sie setzt sich gezielt gegen die steigenden Temperaturen im Stadtgebiet ein, um Paris als lebenswerte Stadt zu erhalten. Es ist bekannt, dass die Pariser im Sommer ihre Stadt wie ein Vogelzug im Herbst verlassen. Doch fördern muss man diese Entwicklung nicht zusätzlich.
So komplementiert die Bürgermeisterin die Fahrzeuge aus der Stadt hinaus, indem sie Geschwindigkeitsbegrenzungen einführt oder komplette Straßen-Sperrungen vollzieht. Auch der Ausbau von Radwegen wird vorangetrieben. So tummeln sich heute an den Ufern der Seine Skateboardfahrer, Spaziergänger, Rollerfahrer – früher war dies eine Strecke, wo man mit dem Gaspedal auf die Tube drücken konnte. So erhalten die Fußgänger voraussichtlich Stück für Stück ihren Bewegungsraum wieder zurück, den zuvor die Autos zu stark befahren haben. Der Flanier-Weg passt ohnehin viel besser zur Seine und dem romantischen Paris.
Klar ist, dass die Gegner direkt auf das Tableau springen und sich zur Wehr gegen die grüne Politik setzen. Die Autofahrer und Taxianbieter sind wütend. Es würden sich wohl die Staus vermehren und die Luft noch stärker verschmutzt werden.
Bereits im März 2020 steht die nächste Bürgermeisterwahl an. Interessanterweise kommen nun alle politischen Bewerber mit ökologischen Themen, die den Wahlkampf einläuten.
Doch die amtierende Frau an den Hebeln plant bereits den nächsten Clou: echte Stadt-Wälder stellt sich Anne Hidalgo vor, die ganz zentral verwurzelt werden. Auf dem Vorplatz des Rathauses oder hinter der alten Oper sind nur einige Ideen, die im Stadtgebiet angegangen werden.
Und dann steht da noch Olympia ganz groß im Raum. 2024 ist es soweit, dass Paris die Spiele ausrichtet. So ist es nicht verwunderlich, dass bis dahin ein 50 Hektar großer Park um das Wahrzeichen Eiffelturm herum entstehen soll. Umsetzen wird das große Grün die US-Landschaftsarchitektin Kathryn Gustafson, da sie die Ausschreibung gewinnen konnte. Die Biodiversität steht hierbei im Vordergrund, aber auch der grünere Ausblick, der sich den Eiffelturm-BesucherInnen von ihrer Lieblingssehenswürdigkeit aus bieten wird.
Schulklassen bleiben davon natürlich nicht unberührt. Sie werden auf ihrer Klassenfahrt nach Paris von einer noch stärker begrünten Metropole profitieren. Die SchülerInnen bewundern dann – wie seit jeher – ihre Sehenswürdigkeiten, treiben sich auf Märkten mit Porträt-Malern um, gehen gemeinsam an der Seine spazieren und besuchen berühmte Museen und Bauwerke. Aber die Klasse wird auch besser einatmen können und eventuell eine ruhigere Stadt erleben. Für diese Lebensqualität kämpft die Bürgermeisterin – und mit ihr die Vielzahl an Umweltschützern. Schafe haben es ja bereits an den Eiffelturm geschafft.